Die Anfänge der ästhetischen Chirurgie
Man könnte meinen, dass die Schönheitschirurgie sich erst in den letzten 30 Jahren entwickelt hat. Medienberichte und prominente Beispiele ziehen in den letzten Jahren vermehrt Aufmerksamkeit auf die Branche. Der Wunsch schön zu sein ist aber ein sehr alter. Man könnte sagen, schon immer wollten die Menschen sich selbst und anderen gefallen. Die Methoden und Wünsche waren früher nur andere. In der Antike nahm man seine Vorbilder von den perfekt geformten Marmorstatuen, deren Haut immer straff und schön blieb und heute dienen uns die Medienstars als Anhaltspunkt.
Antike Anfänge in Indien
Der Leidensdruck, dem Schönheitsideal nicht gerecht zu werden, trieb Menschen sogar schon zu chirurgischen Verschönerungen, als die Anästhesie lange noch nicht erfunden war und alles andere als steril gearbeitet wurde. Operationen waren mit extremen Schmerzen und einer hohen Infektionsgefahr verbunden. Trotzdem begann der Vater der plastischen Chirurgie, Maharshi Sushruta etwa 600 v.Chr. mit den ersten Rhinoplastiken. In Indien war es damals üblich Verbrechern die Nase abzuschneiden, um sie zu demütigen und öffentlich zu brandmarken. Das gleiche Schicksal ereilte Ehebrecher und Kriegsgefangene. Heute können wir in der Abhandlung “Sushruta Samhita” nachlesen, wie Sushruta Nasen aus Hautlappen von der Stirn oder der Wange rekonstruierte und seinen PatientInnen damit ein neues Leben gab.
Italien im 15./16. Jahrhundert
Beinahe noch skurriler wurde es, als man im Italien des 15. und 16. Jahrhunderts aufgrund von Übersetzungen Sushrutas Werk weiterentwickeln konnte. Gaspare Tagliacozzis Vorgehen wurde als “italienische Methode” bekannt. Er formte Nasen aus Oberarmhaut. Dafür fixierte er den Arm der PatientInnen für längere Zeit an der Nase, damit die Durchblutung des Gewebes weiterhin gegeben war bis der Hautlappen angewachsen war. Durch seine revolutionäre Methode konnte Syphilis Patienten und Kriegsopfern geholfen werden. Sie legte außerdem den Grundstein für heutige Lappenplastiken.
Anfänge der modernen ästhetischen Chirurgie
Als Mitte des 19. Jahrhunderts Anästhesie und Antiseptika aufkamen, begann man auch schmerzhaftere Eingriffe durchzuführen. 1896 führte Jacques Joseph in Berlin erstmals einen rein ästhetisch begründeten Eingriff durch. Er legte die Ohren seines Patienten an und wurde dafür auch von der Berliner Medizinischen Gesellschaft anerkannt. Trotzdem wurde er damals von seinem Arbeitgeber gefeuert, denn chirurgische Eingriffe aufgrund psychischer Belastung und Selbstbestimmung waren für die meisten noch undenkbar. Er führte seine Arbeit in einer eigenen Praxis sehr erfolgreich weiter. Nun war klar, ästhetische Chirurgie kann vielen Menschen helfen sich selbst besser zu akzeptieren.