Das Schönheitsideal unserer Zeit
Schönheitsideale sind zeitabhängig. Galten im Barock üppige Rundungen als schön, da sie Wohlstand suggerierten, so sind es heute schlanke Silhouetten. Das Schönheitsideal ist allerdings weniger variabel, als man vielleicht denken möchte. Liegt Schönheit wirklich im Auge des Betrachters? Da muss ich dich leider enttäuschen. Die entscheidende Rolle für die Attraktivitätsbewertung eines Menschen liegt in der Biologie und da sind wir uns alle ziemlich ähnlich. Als schön gelten vor allem Vitalität und Reproduktionsfähigkeit. Vitale und gut fortpflanzungsfähige Menschen werden nicht nur bei der Partnersuche bevorzugt, sondern auch in allen anderen Lebenslagen. Dagegen können wir uns kaum wehren. Denn biologisch macht diese Bewertung aufgrund des Arterhaltungstriebs Sinn. Breitere Hüften werden als gebärfreudiger wahrgenommen, große Brüste als Garant für einen ausreichend hohen Östrogenspiegel der Frau und die gesicherte Ernährung der Nachkommen. Deswegen ist die “Sanduhr Figur” so beliebt. Diese unbewussten biologischen Schönheitsideale fließen in unsere Bewertung anderer ein. Wir können sie nicht einfach ausblenden.
Warum werden schöne Menschen bevorzugt?
Dafür liefert uns die Attraktivitätsforschung vor allem 2 grundsätzliche Erklärungen, einerseits die evolutionär bedingten biologischen Kriterien der Fortpflanzungsfähigkeit, andererseits das Selbstbewusstsein, dass bei Menschen, die nicht dem Schönheitsideal entsprechen, schon in der Kindheit geschwächt wird. Da schöne Kinder mehr Zuwendung und mehr Zuspruch erhalten, gehen sie selbstbewusster durchs Leben und werden dadurch als noch attraktiver eingestuft. Ein Teufelskreis, den man nicht so leicht durchbrechen kann, denn einen großen Teil unserer Attraktivität macht unser Selbstwertgefühl aus. Wer sich sexy fühlt, der ist es meistens auch, egal, ob er ein paar Kilo zu viel auf der Hüfte hat. Schöne und v.a. selbstbewusste Menschen werden als intelligenter, sympathischer und erfolgreicher wahrgenommen.
Ist Schönheit kulturabhängig?
Schönheit ist von der Kultur abhängig, allerdings nicht in allen Bereichen. Diese Abhängigkeit gilt vorrangig für die Körperfülle in Relation zum Nahrungsangebot. Frühere bzw. regional begrenzte “dickere” Schönheitsideale lassen sich gut erklären. In Zeiten oder Regionen, in denen Hungersnöte herrschen, ist ein Partner mit Fettreserven bestimmt die bessere Wahl, da er längere Zeit ohne Nahrungsaufnahme auskommen könnte. In der westlichen Zivilisation ist dies heutzutage großteils kein Thema, hier ist eher die Überernährung ein Problem. Übergewicht führt zu zahlreichen Erkrankungen und schränkt die Vitalität ein, deswegen wird es automatisch als unattraktiv empfunden. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Kann man Schönheit messen?
Schönheit kann gemessen werden und wird intuitiv wahrgenommen. Bei Studien, welche mit Menschen aus verschiedenen Kulturen durchgeführt wurden, wurden Gesichter vor allem als schön bewertet, wenn sie symmetrisch waren. (z.B. Anthony Little, University of Liverpool ) Eine starke Asymmetrie steht für einen schlechten Genpool und Krankheit, während Symmetrie einen breit gefächerten Genpool und eine gute Immunabwehr symbolisiert. Das erkennen Menschen ganz unabhängig von ihrer Herkunft. Unsere Schönheitsideale sind nicht so verschieden, wie wir vielleicht denken.
Wie wirken sich Hormone auf die Attraktivität aus?
Auch unsere Hormone spielen eine Rolle in der Bewertung von Attraktivität. Zur Zeit ihres Eisprungs wählen Frauen z.B.: eher Männer, die stark maskuline Züge aufweisen z.B.: eine starke Kinnpartie, da diese durch einen erhöhten Testosteronspiegel für bessere Reproduktionsfähigkeit stehen. Während dem Eisprung verändert sich auch das Gesicht der Frau minimal, wodurch sie von Männern als attraktiver empfunden wird.